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  • Kopf frei

    Ich sitze am Rasthof Mellrichstädter Höhe. Sollte ich mich selbst oder wer anderes mal fragen, wann mein glücklichster Tag war, dann ist der heutige weit oben auf diese Liste zu setzen.

    Eine Weisheit, die mir ein wildfremder Mann bei meinem ersten Wackenbesuch gegeben hat und die ich bis Gestern verdrängt hatte, war:

    Wenn dein Kopf zu voll ist und das Leben schwer auf deinen Schultern lastet, geh in einen Pogo sieh die Freundschaft dort und lass dich gehen.

    anonymer W:O:A Besucher 2010

    Damals hab ich es anders verstanden, als ich es hier und heute tue. Gestern war ein Tag wie jeder andere. Zumindest begann er so. Ich ließ mich von zu vielen Kleinigkeiten und Gedanken in Fehler treiben. Ein Fehler der mir viel Zeit zum Nachdenken verschafft hat.

    Ich saß mit dem Laptop, der auch jetzt vor mir steht, in der Hotellobby. Im Gedanken und im Blickfeld die Fans und die Arbeiten für den Auftritt des Abends. Ich hab viele dieser Konzerte in meinem Leben mit gemacht. Am gestrigen Abend sollte ich aber unter den Fans nur drei Bekannte treffen und diese nur, weil sie dort mehr oder weniger arbeiteten.

    Mit meiner besten Freundin, die ebenso im Alltag verhaftet, verbuddelt und getrieben ist, stürzen wir uns in die Massen. Man spürt nach Jahren der Enthaltsamkeit, erst was einem fehlte. Hieß nicht eine Zeile:

    Lange nicht gefickt? Das gibt ‘ne schiefe Perspektive

    Böhse Onkelz, Nummer 1

    Ich glaube das kann man nicht nur auf den Sex selbst beziehen. Lange keine richtige ausgelassene Party mehr gefeiert, schiebt auch die Perspektive und die Prioritäten in eine komische Ecke.

    Wie geht es mir heute, um den Bogen mal zurück zu spannen. Gerade bin ich allein durch einen langen Tunnel gefahren. Monotone 80 dank Tempomat schwebte ich durch eine Röhre in der Erde. Etwas dystopisch angehaucht, wie die Fahrt in den letzten rettenden Bunker, allein wie gesagt.

    Danach Sonne und ein Rückblick den ich, würde die Stimme wieder mitspielen, gern auf Video aufgenommen hätte. Gedanken malen Bilder, erzählt mir Kevin in dem Moment aus der Konserve. Doch er hat Recht bzw. Stephan der das Lied getextet hat.

    Heute ist das Land grüner und das ob wohl alles um die Autobahn herum vertrocknet ist. Der Himmel ist blauer, die Sonne heller und wärmer. Ich fühle in mich hinein und spüre eine Schwerelosigkeit, die irgendwann gestern Abend entstanden sein muss und mit “auf gute Freunde” entzündet wurde. Vielleicht hab ich doch zu lange auf den Gang in den Pogo gewartet. Aber uns beiden war klar, an dem Abend würden wir noch mitten rein gehen. Terpentin hat mies gezogen weil der Innenraum zu dieser Zeit schon lichterloh brannte, von der Stimmung her. Wir haben noch zwei Lieder gebraucht. XD

    Warum aber geht es mir so? Ja Herr Doktor Selbstreflexion? Ein Podcast gestern auf der Fahrt über das Selbstvertrauen von Autoren, zugegeben ein alter von Anfang der Pandemie. Diese Stunde hat in mir etwas ausgelöst.

    Heute sehe ich die Welt mit anderen Augen, es ist wie aufwachen aus einem Rausch. Okay irgendwie bin ich das nach den 2-3 Bier gestern ja auch. Das meine ich nicht. Wie ein Vorhang der von mir abfiel, schmeckt das Leben bunter und das weil mir gestern endlich wieder einmal klar wurde, was Freundschaft bewirkt. Ich wusste es immer nur war es wie ein feuchtes T-Shirt, es ist da und doch fühlt es sich in der Kälte des Lebens zu kühl an. Eine unangenehme Wahrheit die man in der erfolgsgetriebenen Gesellschaft all zu gern verdrängt und vergisst. Mit Freunden und als Team schafft man Sachen die dir selbst allein nie möglich sind. Wer kann von sich behaupten, sich selbst die Last von den Schultern zu nehmen? Im Gegenteil unser indoktrinierter Reflex ist es doch, uns immer noch eine Schippe mehr auf zu laden, bis uns ein Herzkasper oder Burnout den Balken mit Schwung in die Fresse ballert und wir erkennen, dass es nichts wert ist, wofür wir uns das alles antun.

    Zeit ist kostbar und leider viel zu flüchtig um grummelnd sein eigenes Leid zu ertragen. Während der Rasthof immer voller wird, erachte ich den Moment gekommen, um endlich wirklich ein wenig von der Zeit zum Leben zu benutzen. Es dankt dir niemand, wenn du dich kaputt rackerst.

    So viel will noch aus mir heraus. Nein nicht die Asianudeln von gestern, wobei die mir einen ordentlichen Kopfweh und seltsamen Geschmack im Mund am Morgen gebracht haben. Hätte ich doch die Bratwurst gegessen. Tja hinterher ist selbst der Schlauste ein wenig dümmer als zuvor.

    Wenn du kannst, nimm den nächsten Pogo mit oder mache einen eigenen. Es ist dein Leben …


  • Los lassen

    Im letzten Jahr war ich viel zu oft der Losgelassene. Diese Erfahrungen wohl auch der Häufig- und Heftigkeit wegen, haben mich zumindest das zweite Halbjahr 2014 beschäftigt. Normal stecke ich so was einfach so weg. Es gibt aber Situationen im Leben, wenn es kommt dann kommt es dicke. Für sich betrachtet alles nur klitzekleine Steinchen, aber auf einem Haufen gibt das eben auch eine ordentlichen Haufen.

    Da ich nun also ein mieses Q4/2014 hatte, war es mir wichtig das 2015 mit weniger Balast zu beginnen und ich fing an mich von dem zu trennen, dass die meiste Zeit/Kraft kostete und im Gegenzug wenig bis keinen Gegenwert erbrachte.

    Heute also war es soweit, dass ich mich recht theatralisch von einer Gruppe an Internetbekanntschaften getrennt habe. Mir wurde mehrfach gesagt das dieser Schritt sehr drastisch ist. Ich sehe es aber als Selbstschutz an. Dabei ist es mir nicht egal, wie viele “Losgelassene” ich selbst damit verursache oder wie schlimm für mich eigentlich das losgelassen werden war. Nur zwingt mich dass was mich dieses Jahr noch erwartet dazu, mit meinen Kräften wesentlich sorgsamer um zu gehen. Also handle ich nach einem Songtext “Was du liebst lass frei” und werde mich selbst aus dieser Gleichung herausnehmen. Es ist besser so, für mich. Ja es ist ein egoistischer Akt und ein radikaler noch dazu. Ich bin aber nun mal so, wenn dann richtig. Halbgares gibt es noch immer genug in meinem Leben. 🙁

    update:

    Der obige Teil des Artikels ist nun eine Woche alt. Wie geht es mir damit. Ich bin frei. Ich habe wieder mehr Zeit und habe auch nicht mehr den Zwang immer und überall im Netz zu sein. Es tut weh Freunde zu verlieren. Niemand ahnt aber was es eigentlich heißt die Freunde zu verlassen, die ein ganzes Jahr um dich herum waren. Also dieses aktive loslassen, nicht das losgelassen werden. Selbst die Verantwortung zu tragen für ein Freundschaftsende. Mit einem mal wird dir klar, warum sich ach so viele um diesen klaren Schnitt drücken und lieber die Freundschaft einschlafen lassen. Ich fand das in dem Fall unfair und auch wenn es ab und zu noch ziept. Es war ein sauberer Schnitt. Jeder weiß danach woran er ist.


  • Das Gold des Internets

    oder “Über den Unsinn des Lebens und den Sinn des Todes”

    Geistreiche und ernsthafte Gedanken am Morgen davor…

    Alles begann mit dem Standard Mimimiii auf Twitter und einer unerwarteten Reaktion.
    Nur ein Tweet, ein ganz netter, eigentlich sonst schon als gewöhnlich abzustempeln, aber in dem Moment so viel mehr. Das darauf folgende Lächeln im Spiegel beim rasieren. Das plötzliche quentschen besser fühlen. Es lenkt den Tag in neue Bahnen.

    Einige Tweets später erkennen, wie banal das Internet schon immer war. selbst in IRC wurde damals getrollt und getratscht. Heute nimmt man Whatsapp und Co. aber trozdem ist es das Gleiche. Die Ernsthaftigkeit eines Gespräches findet nicht statt. Auf der Suche nach dieser Ernsthaftigkeit im Netz, an das letzte ernsthafte Gespräch denken. Ein hübsches Gesicht sehen. Die Worte noch mal hören, das Lachen im Herzen wieder spüren. Der Tag bessert sich weiter.

    Eine Folge “The Sims4 – let’s play” sehen und merken, plötzlich ist man wie ein Sim “okay” Darauf hin analysieren warum es einen vorher schlechter ging. Gedanken nachgehen über frühere Äußerungen dieses YT Kanals. “Mich würde interessieren ob es im RL auch so eine Akte über die Eigenschaften der Mitmenschen gibt”.

     

    Ich bezeichne mich eigentlich als Wesen der Nacht… somit bin ich eigentlich sehr wenig wetterfühlig und mag die Sonne nicht so. Nun ist es aber im Herbst so, dass die drückende Düsterniss gepaart mit meiner Horrorwoche mich irgendwann dann doch runter zieht. An Tagen wie heute, wo man mit der Sonne den Tag beginnen kann, sollte man sich besser fühlen. Du steht’s da, in der ausklingenden sternenklaren Nacht, siehst die Sonnenstrahlen auf deiner nackten Haut und doch erreicht dich die Wärme nicht (sofort).  Du beendest deine Weg und willst gerade wieder die Dunkelheitsforschung beginnen, da lächelt dich die Sonne vor der Türe nochmal an und du spührst ….

    nichts.

    Aber der Tag hat Anderes mit dir vor, er sät kleine glücklich machende Samen in dich. Der nächste erwartet dich im nächsten guten Morgen, ein geknurrte Antwort, ein Kopf drehen, ein lächeln, eine wiederholte Antwort, sie strahlt.

    Endlich am Arbeitsplatz und schon wieder Mimimiii Gedanken. Hartnäckig aber schon sichtlich geschwächt. Ein längeres Gespräch über die Lage und dass die Sonne heute machtlos ist. viele neue “glücklich Samen” ein Lächeln, ein Zwinkern… plötzlich wie ein Sim “Inspiriert” ein Satz:

    und letztlich tut die Sonne dann doch was sie immer tut.

    Sie erwärmt dich irgend wie und irgend wann. Manchmal hat sie es nötig erst die Gesichter deiner Mitmenschen zu erstrahlen, damit diese die Wärme und das Licht auf dich lenken können.

    Dich bedanken bei diesen Menschen, dass Lächeln zurück geben und wieder eins ernten. Spüren wie die glücklich Samen einer nach dem anderen zu sprießen beginnen.

    Jemanden erklären was das “mysteriöse jährlich wiederkehrende Grauen” ist, dabei eigentlich keinen Schmerz fühlen, Mitgefühl erhalten. Noch ein Samen gegen die innere Dunkelheit.

    Zurückblicken auf gestern und feststellen das so mieß der Tag auch war (Montage haben selten bis nie eine Chance), so hat doch einiges gestern schon darauf hingewirkt, den Acker umgegraben und gedünkt.

    Mein innerer Sim ist gerade “sehr inspiriert”. sollte ein Buch schreiben? Danke somit auch an Tiia, deren Weisheiten gut versteckt in ihren lets plays versteckt sind.